Regiosaatgut für Bayern: regionales Wildpflanzensaatgut für den Erhalt der biologischen Vielfalt

Landschaftlich und klimatisch gesehen gilt: Bayern ist nicht gleich Bayern. Dies gilt ebenso für die Pflanzenwelt. Abhängig vom geologischen Untergrund und vom regional unterschiedlichen Klima hat sich die Pflanzenwelt auf diese Bedingungen eingestellt. Hierdurch haben sich genetische Anpassungen zu Regiotypen entwickelt.

 

Nicht-Regiosaatgut gefährdet die heimischen Regiotypen

Lange Zeit wurde diesem Aspekt bei Ansaaten in der freien Landschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurden zwar guten Gewissens artenreiche Saatgutmischungen ausgebracht, allerdings stammten diese teils aus sehr weit entfernten Herkünften mit genetischen Anpassungen an die dort herrschenden Umweltbedingungen.

Derlei Saatgut kann bei massenhafter Ausbringung die Reste der heimischen Pflanzenpopulationen durch Einkreuzungen verändern. Im ungünstigsten Fall kann dies zu einer Schwächung der heimischen Populationen bis hin zum Verschwinden der Regiotypen führen.
Aus diesem Grund ist die Ausbringung von Saatgut gebietsfremder Herkünfte auch nur noch mit einer Genehmigung der zuständigen Behörde möglich (§ 40 BNatSchG). Der Ausbringer muss vorher nachweisen, dass eine Gefährdung von Arten und Biotopen ausgeschlossen ist. Das gilt auch, wenn nur einzelne Komponenten einer Mischung aus anderen Regionen stammen.
Inzwischen ist Regiosaatgut aber für die meisten bayerischen Regionen verfügbar und das Einholen von Genehmigungen ist nicht notwendig. Lediglich im Bayerischen Wald, in der Fränkischen Alb, im Fichtelgebirge sowie in den Alpen gibt es noch Engpässe.

 

Regiosaatgut erhält die regionalen Besonderheiten der Pflanzenwelt

Um einer Florenverfälschung entgegen zu steuern, wurde das Konzept des Regiosaatgutes entwickelt. Hierzu setzten sich Experten und Behördenvertreter bundesweit zusammen und erarbeiteten aus den bekannten Naturraumregionen für ganz Deutschland 22 verbindliche Herkunftsregionen (= Ursprungsregionen bzw. Ursprungsgebiete)*.

Außerdem stellten sie für jede Herkunftsregion eine Liste von Arten zusammen, die in der betreffenden Region überall vorkommen und somit auch problemlos ausgebracht werden können (die sogenannte Positivliste). Damit wird eine Verschiebung des Artengefüges verhindert.

Um eine gute genetische Basis für die Produktion des Regiosaatgutes zu erhalten, werden je Herkunftsregion und Art mindestens 5 Spenderstandorte besammelt. Das gewonnene Saatgut wird anschließend regional vermehrt.

Keine botanischen Raritäten im Regiosaatgut

Botanische Raritäten sowie Arten, die nur an speziellen Standorten vorkommen wurden bewusst für das Regiosaatgut ausgeschlossen. Solche Arten bedürfen immer der Einzelfallprüfung, ob es aus fachlicher Sicht zulässig ist, diese bei einer Ansaat auszubringen, sonst besteht bei unbedarfter Ausbringung von Raritäten die Gefahr einer Florenverfälschung.


  Erfahren Sie mehr auf den folgenden Seiten über die Herstellung von Regiosaatgut!


* Auf den Webseiten der Leibniz Universität Hannover finden Sie einen Kartendienst, mit dessen Hilfe Sie feststellen können, in welcher Herkunftsregion Ihre geplante Begrünungsfläche liegt. Diesen Kartendienst erreichen Sie über den folgenden Link: https://regionalisierte-pflanzenproduktion.de/maps/